Mehr Kosten, kaum Sicherheit: Was die TÜV-Pläne der Kommission wirklich bedeuten

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Die EU-Kommission plant, technische Fahrzeugprüfungen zu verschärfen: In Zukunft sollen alle Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre sind, jährlich zur Hauptuntersuchung des TÜVs (HU) statt wie bisher alle 2 Jahre. Ziel ist es, mehr Sicherheit auf Europas Straßen zu schaffen. Doch die Realität sieht anders aus, denn technische Mängel spielen bei Verkehrsunfällen längst nur noch eine untergeordnete Rolle. „Jeder Tote im Straßenverkehr ist ein Toter zu viel. Wir brauchen dringend Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit – aber tatsächlich wirksame, nicht solche, die nur Aktionismus vorgaukeln“, warnt Jens Geier.

So kommt u.a. die Verkehrsunfallforschung der TU Dresden zu dem klaren Ergebnis: Eine jährliche HU bringt keinen messbaren Zugewinn an Sicherheit. Es gibt keine signifikante Zunahme von Unfällen im zweiten Jahr nach der HU im Vergleich zum ersten Jahr. Stattdessen wären Maßnahmen wie strengere Tempolimits, mehr Kontrollen im Straßenverkehr oder der Ausbau sicherer Infrastruktur wie baulich getrennte und beleuchtete Rad- und Fußwege, sichere Abbiegeführungen und intelligente Verkehrsführung deutlich wirksamer. Außerdem haben etliche Mitgliedstaaten nicht das hohe Niveau der deutschen Hauptuntersuchung – hier würde es den Menschen viel mehr helfen, die Qualität der Prüfmethoden zu verbessern, anstatt die Anzahl der Prüfungen zu erhöhen. Doch die Kommission setzt auf Symbolpolitik.

Das hat seinen Preis, denn die Pläne bringen zwar kaum mehr Sicherheit, dafür aber umso mehr Kosten. Und das trifft genau die Falschen: „Man muss sich doch fragen: Wer fährt Neuwagen – und wer ist auf ältere gebrauchte Autos angewiesen? Es liegt auf der Hand, dass das auch eine soziale Frage ist. Die jährliche TÜV-Pflicht trifft vor allem Menschen mit kleinem oder mittlerem Einkommen – also genau die, die jetzt schon enorme Belastungen schultern müssen. “, stellt Jens klar.

Gerade in ländlichen Regionen ist das Auto oft unverzichtbar. Wenn die technische Prüfung jährlich ansteht wird Mobilität dort schnell zur Kostenfalle. „Verkehrssicherheit ist zentral und nicht verhandelbar. Aber sie muss wirksam, sozial gerecht und realistisch organisiert sein. Was wir brauchen, sind echte Schutzmaßnahmen – keine überflüssigen Kosten für die, die sich kaum Alternativen leisten können“, so Jens abschließend. Der zuständige Verkehrsausschuss und das Europaparlament gehen jetzt in die Beratungen des Vorschlags.

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