Europa steht vor einer entscheidenden Herausforderung: Der Stahlsektor, das Rückgrat der europäischen Industrie, befindet sich an einem Scheideweg. Mit über 300.000 direkten und 2,3 Millionen indirekten Arbeitsplätzen bildet die Stahlindustrie nicht nur eine entscheidende wirtschaftliche Säule, sondern spielt auch eine Schlüsselrolle in der grünen Transformation. Doch steigende Energiekosten, unfairer Wettbewerb und globale Überkapazitäten bedrohen die Zukunft des europäischen Stahls. Abgeordnete aus dem Europäischen Parlament, Gewerkschaften und Industrie fordern daher ein kurzfristiges Maßnahmenpaket: Einen europäischen Stahlpakt! „Ich bin froh, dass Eurofer, der Branchenverband der Europäischen Stahlindustrie, und IndustryAll, der Dachverband der Europäischen Industriegewerkschaften auf meine Bitte hin einen Entwurf für einen Stahlpakt entworfen haben.“
Worum geht es im Europäischen Stahlpakt?
Der Europäische Stahlpakt ist die Antwort auf diese Herausforderungen – ein umfassender Plan, der sowohl den Schutz der Branche als auch ihre langfristige Transformation im Fokus hat. Er setzt sich für eine nachhaltige, resiliente und wettbewerbsfähige Stahlproduktion ein. Ziel ist es, den Sektor durch konkrete politische Maßnahmen zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern. Der Europäische Stahlpakt setzt dabei auf zwei zentrale Strategien: kurzfristige Schutzmaßnahmen gegen unfairem Wettbewerb durch Drittstaaten und langfristige Investitionen in eine klimaneutrale Stahlproduktion. Ein strategischer Dialog von Industrie, Gewerkschaften und EU-Institutionen soll kurzfristige Maßnahmen vorantreiben und die langfristige Resilienz des Sektors sichern. „Stahl ist unverzichtbar für die grüne Transformation und die industrielle Zukunft Europas. Wir brauchen eine Industriepolitik, die die Interessen der Menschen in den Regionen schützt“, stellt Jens Geier klar.
Schutzmaßnahmen und Investitionen
Ein zentrales Anliegen des Europäische Stahlpakt ist der Schutz der Stahlindustrie vor unfairen Handelspraktiken. Die weltweiten Überkapazitäten und die in der Regel unlauteren Subventionen in Drittländern setzen europäische Hersteller stark unter Druck. Oft geht dies einher mit katastrophalen Arbeitsschutzmaßnahmen und der Umgehung von Umweltauflagen. China und andere Regionen exportieren ihren Stahl zu Preisen, die sogar unter den Produktionskosten liegen- da kann kein europäischer Stahl mithalten. Jens Geier und der Stahlpakt fordern daher die stärkere Durchsetzung von EU-Handelsverteidigungsinstrumenten und ein robustes Zollregime. „Wir müssen auf EU-Ebene faire Wettbewerbsbedingungen dringend sicherstellen und unsere heimische Industrie vor solchem Dumping-Stahl schützen“, sagt Jens Geier.
Gleichzeitig setzt der Pakt auf eine nachhaltige Transformation der Stahlindustrie. Es geht darum, Technologien zu fördern, die den CO₂-Ausstoß der Stahlproduktion deutlich senken können – etwa durch den Einsatz von grünem Wasserstoff. Ziel ist es, die europäische Stahlproduktion klimafreundlich und zukunftsfähig zu machen und dabei auch Arbeitsplätze in der Branche zu sichern. Hierfür sind umfangreiche Investitionen in Forschung, Entwicklung und den Aufbau entsprechender Infrastruktur notwendig.
Ein starkes Signal für NRW und das Ruhrgebiet
Besonders für Regionen wie NRW und das Ruhrgebiet ist der Europäische Stahlpakt von großer Bedeutung. Er zielt darauf ab, die Region im Wandel zu unterstützen, Arbeitsplätze zu sichern und neue Chancen für die Menschen vor Ort zu schaffen. „Gerade für uns im Ruhrgebiet ist es wichtig, dass die Transformation gelingt und die Stahlindustrie auch künftig ein starker Arbeitgeber bleibt“, stellt Jens klar.
Jetzt ist die Europäische Kommission am Zug
Der neue Kommissar für Industriepolitik, Vizepräsident Stéphane Séjourné, hat zugesagt, schnell einen Maßnahmenplan vorzulegen. Daran wird er zu messen sein. Dann hängt der Erfolg des Europäischen Stahlpakts von der Zusammenarbeit ab. Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, politische Entscheidungsträger:innen und Forschungseinrichtungen müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Nur so kann es gelingen, faire Arbeitsbedingungen, eine starke Wettbewerbsposition und eine klimaneutrale Zukunft der Stahlindustrie zu vereinen.